Großbritannien, ein Land reich an Geschichte und Kultur, ist auch Heimat einiger der seltsamsten und rätselhaftesten Bildnisse, die jemals entdeckt wurden. Von alten Steinskulpturen über geheimnisvolle Gemälde bis hin zu mysteriösen Monumenten – die britische Insel hat im Laufe der Jahrhunderte eine Fülle von Kunstwerken hervorgebracht, die Forscher und Historiker gleichermaßen verwirrt haben. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der faszinierendsten und unheimlichsten Bildnisse Großbritanniens.
1. Die Grünen Männer von Rosslyn Chapel
Rosslyn Chapel in Schottland ist weltberühmt für ihre reiche und komplexe Steinmetzkunst, aber die Darstellungen der „Grünen Männer“ sind besonders bemerkenswert. Diese seltsamen Gesichter, die in das Mauerwerk der Kapelle eingraviert sind, zeigen menschliche Köpfe, aus deren Münder, Nasen und Augen Blätter sprießen. Der „Grüne Mann“ ist ein altes heidnisches Symbol, das die Natur und die Wiedergeburt repräsentiert, doch seine Präsenz in einer christlichen Kapelle ist rätselhaft. Die Bedeutung dieser Figuren bleibt ein Mysterium, und ihre genaue Herkunft und Funktion werden noch immer diskutiert.
2. Das Uffington White Horse
Auf den ersten Blick scheint das Uffington White Horse, eine gigantische, stilisierte Darstellung eines Pferdes, die in den Kreidehügel von Oxfordshire geschnitten ist, einfach ein prähistorisches Kunstwerk zu sein. Doch bei genauerem Hinsehen wirft es viele Fragen auf. Wer hat es geschaffen, und warum? Das Pferd, das etwa 110 Meter lang ist, stammt vermutlich aus der späten Bronzezeit oder der frühen Eisenzeit. Seine eigenartige, abstrakte Form und die Tatsache, dass es nur vollständig aus der Luft sichtbar ist, haben zu Spekulationen geführt, dass es rituelle oder astronomische Bedeutung gehabt haben könnte. Einige glauben sogar, dass es eine Darstellung eines alten Stammesgottes sein könnte.
3. Die Panikmacher von Gough’s Cave
In den Tiefen der Gough’s Cave in Cheddar Gorge, Somerset, wurden in den 1920er Jahren seltsame, anthropomorphe Figuren entdeckt, die auf den ersten Blick wie einfache prähistorische Kunst erscheinen. Doch bei näherer Betrachtung zeigen sie merkwürdige Verzerrungen – Gesichter, die zu schreien scheinen, Augen, die grotesk vergrößert sind, und Körper in seltsamen, unnatürlichen Positionen. Diese Figuren, die in die Felsen der Höhle gemeißelt sind, wurden möglicherweise von den frühen Bewohnern der Höhle geschaffen, doch ihr Zweck bleibt ein Rätsel. Einige Experten spekulieren, dass sie eine Art rituelle Funktion hatten oder eine frühe Form von Geisterbeschwörungen darstellten.
4. Die Männchen von Cerne Abbas
Die Cerne Abbas Giant, eine riesige, nackte Figur eines Mannes, die in einen Hügel in Dorset geschnitten ist, ist eines der berühmtesten und gleichzeitig mysteriösesten Bildnisse Großbritanniens. Die Figur, die eine Keule in der Hand hält und mit einem auffällig großen Phallus ausgestattet ist, ist ungefähr 55 Meter lang. Es gibt zahlreiche Theorien über seine Entstehung und Bedeutung. Einige glauben, dass er eine heidnische Fruchtbarkeitsgottheit darstellt, während andere vermuten, dass es sich um eine satirische Darstellung eines historischen oder mythischen Charakters handelt. Das genaue Alter und der Ursprung des Cerne Abbas Giant sind jedoch unklar, und seine Schöpfer bleiben unbekannt.
5. Das „Kind von Hale“
Im Dorf Hale, Merseyside, steht eine Statue, die das „Kind von Hale“ darstellt – eine überlebensgroße Figur eines Mannes, der der Legende nach im 16. Jahrhundert in diesem Dorf lebte. Dieser Mann, John Middleton, soll über zwei Meter groß gewesen sein, was für seine Zeit außergewöhnlich war. Die Statue, die ihn darstellt, ist auf seltsame Weise überdimensioniert, mit einem übertrieben großen Kopf und Händen, die weit überproportional zu seinem Körper erscheinen. Obwohl sie sicherlich eine Huldigung an den lokalen Riesen darstellt, hat die Statue im Laufe der Jahre für Unbehagen gesorgt, da sie in ihrer Groteske fast karikaturhaft wirkt.
6. Der „Schrei“ von Henry Fuseli
Henry Fuseli war ein Schweizer Künstler des 18. Jahrhunderts, der den größten Teil seines Lebens in Großbritannien verbrachte. Sein Werk „Der Schrei“, das sich heute in der Tate Britain befindet, ist eines der unheimlichsten Gemälde der britischen Kunstgeschichte. Das Bild zeigt eine Frau mit entsetztem Gesichtsausdruck, ihre Hände an den Kopf gedrückt, während sie in den Nachthimmel schreit. Fuselis Darstellung von Angst und Wahnsinn hat Künstler und Kunstliebhaber gleichermaßen fasziniert und verstört. Einige interpretieren das Bild als Ausdruck der dunklen und unbewussten Ängste der menschlichen Psyche, während andere es als eine Allegorie auf die Schrecken des menschlichen Zustands sehen.
7. Das Red Horse of Tysoe
Das rote Pferd ist ein weniger bekanntes, aber dennoch faszinierendes geoglyphisches Kunstwerk in der englischen Landschaft. Diese alte Bodenzeichnung befindet sich in der Nähe des Dorfes Tysoe in Warwickshire und wurde in die eisenhaltige, rote Erde des Gebiets geschnitten.
Das „Red Horse of Tysoe“ war einst eine riesige Darstellung eines Pferdes, die ähnlich wie die bekannteren Kreidefiguren Großbritanniens, wie das Uffington White Horse, in den Boden geschnitzt wurde. Es ist nicht genau bekannt, wann das Red Horse geschaffen wurde, aber es wird angenommen, dass es in der frühen mittelalterlichen Zeit entstand.
Der Name „Tysoe“ selbst hat Verbindungen zur Verehrung von Mars, dem römischen Kriegsgott, dessen heilige Tiere der Wolf und das Pferd waren. Es wird spekuliert, dass das Rote Pferd eine Verbindung zu diesen heidnischen Traditionen haben könnte. Einige Theorien schlagen vor, dass es als Symbol für Krieg und Macht diente oder möglicherweise als territoriales Zeichen, um Landansprüche zu markieren.
Im Gegensatz zu anderen geoglyphischen Kunstwerken, die bis heute erhalten geblieben sind, ist das Red Horse of Tysoe heute nicht mehr sichtbar. Es verschwand im 19. Jahrhundert, als die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen zunahm und das ursprüngliche Kunstwerk nach und nach zerstört wurde. Berichte und Skizzen aus dieser Zeit, insbesondere aus dem 17. und 18. Jahrhundert, geben jedoch eine Vorstellung davon, wie das Pferd einst ausgesehen haben könnte. Die rote Färbung des Bodens in der Region trug wahrscheinlich zu seiner auffälligen Erscheinung bei und machte es zu einem markanten Wahrzeichen der Gegend.
Zahlreiche Legenden und Mythen. Einige lokale Überlieferungen deuten darauf hin, dass das Pferd ursprünglich von den Sachsen oder sogar von noch früheren Bewohnern der Region geschaffen wurde. Es gibt auch Spekulationen, dass das Pferd mit dem berühmten Schlachtfeld von Edgehill in Verbindung stehen könnte, das nicht weit von Tysoe entfernt liegt und in den Englischen Bürgerkriegen eine Rolle spielte.
8. Der Lange Mann von Wilmington
Der „Lange Mann von Wilmington“ (englisch: "Long Man of Wilmington") ist eine der bekanntesten und gleichzeitig rätselhaftesten Bodenzeichnungen in Großbritannien. Diese beeindruckende, in die Kreidehügel von Sussex geschnittene Figur ist ein Beispiel für die reiche Tradition der Geoglyphen in Großbritannien.
Der Lange Mann von Wilmington ist eine 69 Meter hohe menschliche Figur, die an einem steilen Hang in der Nähe des Dorfes Wilmington, East Sussex, liegt. Die Figur stellt einen Mann dar, der in beiden Händen lange, stabähnliche Objekte hält. Die Linien, die die Umrisse des Mannes bilden, bestehen aus mit Kreide gefüllten Vertiefungen, die regelmäßig nachgearbeitet werden müssen, um die Figur sichtbar zu halten.
Der genaue Ursprung des Langen Mannes von Wilmington ist unbekannt, und dies hat zu vielen Spekulationen und Theorien geführt. Einige Experten vermuten, dass die Figur in der prähistorischen Zeit entstanden ist, möglicherweise in der späten Bronzezeit oder der frühen Eisenzeit. Andere Theorien schlagen vor, dass der Lange Mann im Mittelalter, vielleicht sogar erst im 16. oder 17. Jahrhundert, geschaffen wurde. Es wird angenommen, dass die Figur im Laufe der Zeit modifiziert und restauriert wurde, was die genaue Bestimmung ihres Alters erschwert.
Zusammenfassend
Die seltsamen Bildnisse Großbritanniens bieten einen faszinierenden Einblick in die kulturellen, religiösen und künstlerischen Strömungen, die das Land im Laufe seiner Geschichte geprägt haben. Ob es sich um prähistorische Monumente, mysteriöse Skulpturen oder unheimliche Gemälde handelt, diese Werke regen die Fantasie an und laden zu Spekulationen ein. Was ihre Schöpfer antrieb und welche Botschaften sie vermitteln wollten, bleibt oft ein Rätsel – eines, das uns auch heute noch in seinen Bann zieht.
Bildquellen
- Uffington-White-Horse: USGS, Public domain, via Wikimedia Commons | Public Domain Mark 1.0
- Naszca-Zeichnung: Bild von Monika Neumann auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Straße: Bild von Joe auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Labyrinth: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay | Pixabay-Lizenz