In der entlegenen Stadt Eichenmoor, umgeben von endlosen Mooren und nebelverhangenen Hügeln, geschehen seit Jahrhunderten unheimliche Dinge. Jeder, der sich zu tief in die Sümpfe wagt, kehrt entweder nicht zurück oder spricht nie wieder ein Wort. Die Stadtbewohner flüstern von einem uralten Fluch, der mit dem „Schwarzen Turm“ inmitten des Moores verbunden sein soll.
Die junge Journalistin Anna Wendler kommt nach Eichenmoor, um über die Legenden zu berichten. Ihr Interesse ist jedoch persönlicher Natur: Ihr Bruder Leo, ein Historiker, verschwand vor sechs Monaten, nachdem er dem „verlorenen Siegel von Eichenmoor“ nachjagte – einem Artefakt, das angeblich einen Zugang zu einer verborgenen Dimension öffnen kann.
Anna beginnt, die Bewohner der Stadt zu befragen, stößt jedoch auf eine Mauer des Schweigens. Nur ein Mann, der exzentrische Antiquar Gregor Vössler, gibt ihr einen entscheidenden Hinweis: Das Siegel wurde einst von einem Geheimbund, den Hütern des Schattens, erschaffen, um „die alte Macht“ zu bändigen. Voss warnt sie eindringlich, nicht weiter nachzuforschen, doch Anna ignoriert seine Warnungen.
Bald wird sie von beunruhigenden Träumen geplagt. Sie sieht einen endlosen Gang aus schwarzem Stein, in dessen Tiefe eine Tür mit unheimlichen Gravuren liegt. Als sie schließlich in den Sümpfen nach Spuren ihres Bruders sucht, findet sie eine zerbrochene Plakette mit denselben Gravuren – das erste Fragment des verlorenen Siegels.
Doch mit der Entdeckung kommt die Gefahr: Eine dunkle Gestalt beginnt, Anna zu verfolgen. Es scheint, als könne der Nebel selbst zum Leben erwachen, und seltsame Schatten tauchen in den Fenstern der Häuser auf. Bald erkennt Anna, dass sie nicht nur das Rätsel um das Siegel lösen muss, sondern auch gegen die Zeit kämpft, um sich und die Bewohner von Eichenmoor vor einer finsteren Macht zu retten, die kurz davor steht, entfesselt zu werden.
Anna gelingt es, die Fragmente des verlorenen Siegels zu bergen, doch sie erkennt, dass es nur die halbe Wahrheit ist. Der Schlüssel zum Verständnis des Siegels liegt in einem uralten Manuskript, das als das Buch der Finsternis bekannt ist. Es wurde vor Jahrhunderten aus Eichenmoor entfernt und in einer vergessenen Kathedrale versteckt, tief in den Wäldern der Region.
Auf ihrer Reise trifft Anna auf den Historiker Julian Merten, einen alten Freund ihres Bruders. Julian bringt das Wissen mit, das Anna fehlt, und zusammen begeben sie sich in die Ruinen der Kathedrale. Doch sie sind nicht allein: Eine Gruppe von Kultisten, die sich die „Kinder des Abgrunds“ nennen, sucht ebenfalls nach dem Buch, um das Siegel zu zerstören und die alte Macht zu entfesseln.
Im Zentrum der Geschichte steht Annas zunehmende Verbindung zu der Macht, die hinter dem Siegel lauert. Ihre Träume werden lebendiger, und sie spürt, dass sie mehr über diese Dunkelheit weiß, als sie zugeben will – als hätte sie selbst eine Rolle in der alten Geschichte gespielt.
Als Anna und Julian das Buch der Finsternis finden, enthüllt es eine erschütternde Wahrheit: Die alte Macht ist nicht nur eine Bedrohung – sie ist ein Teil der Menschheit, ein Schatten, den sie nie abwerfen konnte. Und Anna scheint eine direkte Verbindung zu den Hütern des Schattens zu haben, die einst das Siegel schufen.
Doch bevor sie mehr erfahren können, werden sie von den Kultisten gefangen genommen. Im dramatischen Finale des Buches wird das Siegel beinahe zerstört, doch Anna kann die Macht des Buches nutzen, um die Kultisten zurückzuschlagen. Doch die Dunkelheit in ihr wächst, und Julian beginnt, ihr zu misstrauen.
Die Ereignisse spitzen sich zu, als Anna und Julian erkennen, dass das Siegel, selbst wenn es wiederhergestellt wird, die alte Macht nur vorübergehend aufhalten kann. Ihre einzige Hoffnung liegt darin, zum Schwarzen Turm zu reisen und die Quelle der Macht endgültig zu zerstören. Doch der Weg dorthin führt durch die tiefsten Teile des Moores, wo die Grenze zwischen der Realität und der verborgenen Dimension verschwimmt.
Anna wird von Visionen heimgesucht, die ihr ihre eigene Vergangenheit und die Geschichte der Hüter des Schattens zeigen. Sie erkennt, dass sie selbst eine Reinkarnation der letzten Hüterin ist – einer Frau, die vor Jahrhunderten versagte, die Dunkelheit zu bändigen.
Am Schwarzen Turm angekommen, stehen Anna und Julian vor ihrer größten Herausforderung. Die alte Macht erwacht, und Anna muss sich entscheiden: Wird sie die Dunkelheit in sich akzeptieren und sie nutzen, um die Welt zu retten, oder wird sie sie vernichten, auch wenn es bedeutet, dass sie selbst geopfert werden muss?
Schließlich opfert sich Anna, um die alte Macht zu bannen. Der Turm stürzt ein, und das Moor wird von einer nie dagewesenen Flut heimgesucht. Doch die Dunkelheit ist nicht völlig besiegt – Julian, der überlebt, findet eine letzte Seite des Buches der Finsternis, die besagt:
„Die Schatten kehren immer zurück. Denn ohne Dunkelheit gäbe es kein Licht.“
Jan aus Bremen