Teotihuacan, eine alte präkolumbische Stadt im zentralen Hochland von Mexiko, fasziniert und begeistert seit Jahrhunderten Forscher, Archäologen und Besucher aus aller Welt. Als eines der bedeutendsten archäologischen Stätten Mexikos gilt Teotihuacan als “Stadt der Götter”, ein Ort von mystischer Schönheit und historischer Bedeutung.
Die genaue Gründung von Teotihuacan bleibt im Dunkeln der Geschichte verborgen, aber die Archäologen schätzen, dass die Stadt um 200 v. Chr. entstanden ist. Sie erreichte ihre Blütezeit zwischen 150 und 600 n. Chr. zu einer Zeit, als sie eine der größten Städte der Welt war, mit einer geschätzten Bevölkerung von über 100.000 Menschen.
Architektonische Pracht
Teotihuacan beeindruckt durch seine monumentale Architektur. Die berühmteste Struktur ist die majestätische Pyramide der Sonne, die mit ihren Seitenlängen von je 250 Metern einer Höhe von über 65 Metern die zweitgrößte Pyramide in Mexiko ist. Über zweieinhalb Millionen Tonne Ziegel und Geröll wurden für den beeindruckenden Bau verarbeitet. Neben der Pyramide der Sonne thront die etwas kleinere, aber nicht weniger beeindruckende Pyramide des Mondes.
Sie weist Seitenlängen von »nur« 145 Meter bei einer Höhe von 46 Metern auf. Unter der Mondpyramide hat ein Archäologenteam aus Mexiko, den USA und Japan, bei Ausgrabungen im Jahr 1998 zwei Gräber mit Menschenopfern entdeckt. Die Toten waren in einer bestimmten Art arrangiert und hatten Beigaben wie z.B. Jaguar-Skelette, Kojoten-Knochen, Adler, Schlangen, Messer, Pfeilspitzen, Kultfiguren und Schmuckstücke beigelegt. Die Tierbeigaben erklären sich aus einer präkolumbianischen Symbolik, die jedem Tier bestimmte Qualitäten zuschrieb, so z.B. dem Jaguar die Kraft und dem Kojoten Raffinesse sowie Schnelligkeit.
Die Pyramiden von Teotihuacán unterscheiden sich von den ägyptischen Bauwerken. Während die Ägypter den Innenraum der steinernen Denkmäler als Grabstätten benutzten, waren die Pyramiden der mesoamerikanischen Stadt einem Berg nachempfunden und sowohl als Grabstätten als auch zum Besteigen gedacht. Ihre abgeflachten Spitzen weisen auf eine Altarfunktion hin. Stufen führen durchgehend bis nach oben.
Neben den Pyramiden zieht aber auch der Tempel des Quetzalcoatl die Besucher in seinen Bann. Quetzalcoatl war für die Erbauer Teotihuacáns vermutlich ein Vegetationsgott, denn sein Bildnis, das einer gefiederten Schlange, wechselt sich mit dem des Regengottes Tlaloc, einem Maskenkopf, auf der reich mit Götterbildnissen verzierten Westfassade des Tempels ab. Zu den insgesamt 354 Reliefs kommen noch 12 Köpfe der Feuerschlange, die präkolumbianischen Vorstellungen zufolge die Sonne während ihres Tageslaufs über den Himmel trägt hinzu.
Forschern blieb nicht verborgen, dass die Zahl aller Steinköpfe 366 beträgt. Diese Zahl entspricht den Tagen eines Schaltjahrs. Vier Außentreppen zu je 13 Stufen führen zur Zahl 52, der Wochenanzahl eines Jahres. 13 Monate hätte ein Jahr, legte man ihm den Mondzyklus von je 28 Tagen zu Grunde. All dies deutet darauf hin, dass sich das Volk der Erbauer dieser Bauwerke im Rhythmus mit den himmlischen Gezeiten befand.
Diese monumentalen Bauwerke, die die präkolumbische Kunst und Architektur repräsentieren, ziehen Besucher in ihren Bann und vermitteln einen Eindruck von der einstigen Größe dieser Zivilisation.
Geometrische Präzision
Die Baumeister von Teotihuacan waren Meister der Geometrie. Die Stadt wurde nach einem strengen geometrischen Plan angelegt, der sich in ihrem Straßennetz und in der Anordnung ihrer monumentalen Gebäude zeigt. Die Hauptachse der Stadt ist auf die Punkte des Sonnenaufgangs und -untergangs an den Tagundnachtgleichen ausgerichtet, was auf ein tiefes Verständnis der Astronomie hinweist.
Die berühmten Pyramiden von Teotihuacan waren nicht nur religiöse Tempel, sondern dienten auch als astronomische Instrumente. Die Positionierung der Pyramide der Sonne und der Pyramide des Mondes spiegelt wichtige astronomische Ereignisse wider, wie den Sonnenuntergang während der Tagundnachtgleiche und den Aufgang bestimmter Sterne zu besonderen Zeitpunkten im Jahresverlauf.
Bedeutung und Kultur
Teotihuacan war nicht nur eine Ansammlung beeindruckender Gebäude, sondern auch ein Zentrum für Handel, Religion und Kunst. Die Stadt war bekannt für ihre hochentwickelte Handwerkskunst, insbesondere für ihre feinen Keramiken und kunstvollen Obsidianarbeiten. Die Religion spielte eine zentrale Rolle im Leben der Teotihuacanos, und ihre Glaubensvorstellungen spiegeln sich in den zahlreichen Tempeln und heiligen Stätten wider, die über die Stadt verstreut sind.
Trotz jahrzehntelanger Forschung bleiben viele Aspekte von Teotihuacan ein Rätsel. Die genaue ethnische Zugehörigkeit der Menschen, die die Stadt erbauten, ihre politische Organisation und die Gründe für ihren Niedergang sind nach wie vor Gegenstand intensiver Debatte und Spekulationen.
Heute zieht Teotihuacan jährlich Hunderttausende von Besuchern an, die die Möglichkeit haben, durch die alten Ruinen zu wandern und die Geheimnisse dieser faszinierenden Stadt zu erkunden. Der Blick vom Gipfel der Pyramide der Sonne auf die umliegende Landschaft ist atemberaubend und vermittelt ein Gefühl der Verbundenheit mit der Geschichte und der spirituellen Dimension dieser einst blühenden Zivilisation.
Teotihuacan steht als beeindruckendes Zeugnis der präkolumbischen Kultur Mexikos und als Symbol für die Fähigkeiten und Errungenschaften der antiken Zivilisationen in dieser Region. Ihre monumentalen Strukturen und rätselhaften Geheimnisse machen sie zu einem unvergesslichen Reiseziel und einer Quelle der Inspiration für diejenigen, die sich für die Geschichte und die Wunder unserer Welt interessieren.
Teotihuacan steht aber auch als lebendiges Zeugnis für die enge Verbindung zwischen Mensch und Kosmos und für die Fähigkeit des Menschen, die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln. Ihre monumentale Architektur und ihr tiefes Verständnis von Geometrie und Astronomie machen sie zu einem unvergleichlichen Schatz der Menschheit, der uns immer wieder daran erinnert, dass das Streben nach Wissen und Erkenntnis zeitlos ist und uns dabei hilft, die Welt um uns herum besser zu verstehen.
Bildquellen
- Jenseitsverbindung: Bild von Daniel R auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Labyrinth: Bild von Lisa Yount auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Spiegel: Bild von creatifrankenstein auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Fegefeuer: Bild von Jeroným Pelikovský auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Teotihuacan: Bild von Jordi Mayoral auf Pixabay | Pixabay-Lizenz